15.04.2021
40 Millionen Spendengelder hat Frank Fleschenberg seit 1993 gesammelt. 600 Golfturniere organisiert und unzählige Veranstaltungen, erfolgreich gemacht.
Barak Obama, Claudia Schiffer, Samuel L. Jackson, Anastasia und der Papst, er kennt sie alle und hat ein Netzwerk aufgebaut, auf das er zählen kann. Er hat das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen und engagiert sich seit vielen Jahren für Menschen. Für mich ist er der erste richtige Fundraiser, obwohl es diese Bezeichnung noch nicht gab als er anfing Gelder für einen guten Zweck zu sammeln.
Wir kennen uns seit fast 30 Jahren und haben einige gemeinsame Projekte auf den Weg gebracht. Ich kenne niemanden, der so begeistert und erfolgreich „netzwerkt“ wir er.
Ich freu mich ihm einige Fragen stellen zu dürfen. Fragen die ich in der Stiftungswelt immer und immer wieder höre.
BM: Ein immer wiederkehrendes Thema in der Stiftungswelt ist „Fundraising“. Niemand würde dich als Fundraiser bezeichnen, aber im Grunde warst Du es der damit begonnen hat...
FF: Das ist richtig, die erste Veranstaltung war damals für die SOS Kinderdörfer, das ist jetzt fast 30 Jahre her.
BM: Kannst Du mit dem Begriff „Fundraising“ etwas anfangen?
FF: Ich kenne den Begriff natürlich in der Zwischenzeit, es wurde das was wir vorher schon gemacht haben umgetauft in Fundraising. Richtig viel kann ich mit dem Ausdruck nicht anfangen…aber ich weiß, warum es geht (Lacht).
BM: Du bist seit über 30 Jahren im Spendengeschäft, was ist für dich die wichtigste Eigenschaft, die man haben sollte?
FF: Die wichtigste Eigenschaft ist sicher helfen zu wollen. Ich habe in dieser Zeit so unglaublich viele Bereiche gesehen, wo Hilfe fehlt. Mir fällt da eine der ersten Geschichten von 30 Jahren ein. Es ging um die Glasknochenkrankheit und wir haben einen Scheck auf der Bühne an einen Mann im Rollstuhl überreicht. Ich habe mich hinter der Bühne entschuldigt, dass ich den Mann so „vorgeführt“ habe.
Der Mann sagte zu mir „Ja Gott sei Dank führen Sie uns vor, damit wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Ich habe 63 Anträge geschrieben, um Geld für eine wichtige Info Broschüre zu bekommen und niemand hat uns unterstützt.
Wenn man sieht wie viele Krankheiten es gibt, die wenig Unterstützung bekommen, da sie keine repräsentative Zahl für die Pharmaindustrie bedeuten, dann muss man helfen. Einerseits verstehe ich den wirtschaftlichen Gedanken, aber dahinter stehen Schicksale.
BM: Es gibt manchmal eine Streitfrage in der Stiftungsszene, ist Fundraising Vertrieb für Dich?
FF: Nur…Du musst das Produkt genauso verkaufen. Letztendlich auch das Produkt der Gemeinnützigkeit. Anderen zu helfen, das ist auch ein Produkt was ich mit Begeisterung verkaufen muss. Es ist egal ob ich einen Kühlschrank verkaufe, eine Immobilie, oder Hilfe für Menschen benötige, es ist Vertrieb. Man muss begeistern können. Je mehr Herzblut im Verkauf ist, desto erfolgreicher ist man.
Das ist auch der Grund des Erfolges der Eagles. Da steckt sehr viel Herzblut drinnen.
BM: Eine weitere Frage, die oft gestellt wird, ist, wie komme ich an ein Netzwerk. Du bist ein Meister den Netzwerken. Wie baut man ein Netzwerk auf?
FF: Das Wesentliche ist, dass man die Fähigkeit besitzt auf Menschen zuzugehen und Empathie besitzt. Da liegen wir zwei auch nicht sehr auseinander. Auch Du hast die Fähigkeit auf Menschen zuzugehen.
Am Ende ist die Person der wichtigste Punkt um Mensch um sich zu sammeln.
BM: Die Eagles sind eine gelungene Kombination aus Marketing, Kommunikation und auch PR, also eine gelungene Kombination. Der wesentliche Bereich waren Deine Veranstaltungen . Weißt Du wie viele es sind?
FF: Bei den Golfturnieren sind wir sicher bei weit über 600 Turnieren…Wir hatten auch schon einmal eine Liste was wir alles schon ermöglicht haben. An Operationen, Projekten und vieles mehr.
Wichtig ist auf jeden Fall die Pressearbeit. Dafür wird man nicht immer gelobt. Wenn man eine aktive Pressearbeit macht, muss man auch viel Kritik einstecken.
Man bekommt schnell den „Promi-Stempel“ aufgedrückt und bekommt von außen ein etwas verzerrtes Bild. Meine Reisen, meine Veranstaltungen, meine Empfänge. Man sieht oft nur die Reise aber nicht die enorme Arbeit im Hintergrund.
Wichtig ist mit alles Menschen im Kontakt zu stehen, auch nicht nur mit der Presse oder den Promis. Das ist auch die Kunst, auf alle Menschen gleich zuzugehen und freundlich zu sein. Mein Ziel war immer Menschen zu integrieren und gemeinsam zu helfen.
Ich habe mich nie als was Besonderes gesehen.
BM: Man sagt in Deinem Club oft das Du unersetzbar bist….was macht Dich so unersetzbar?
FF: Sollte es so sein, was ich mir nicht vorstellen kann, dann vielleicht dass ich normal geblieben bin. Ich bin kein Moralapostel und habe ausreichend Fehler. Ich bin etwas verrückt und ich lebe das was ich tue. Für mich ist es großartig zu helfen.
Ich glaub auch nicht, dass jemand unersetzbar ist. Ich glaube auch das normale Menschen die Welt nicht verändern…man muss leicht verrückt sein und darf nicht immer an seine eigenen Vorteile denken. Man sollte Beziehungen und Freundschaften immer pflegen. Das ist vielleicht etwas Besonderes…man investiert mehr Gedanken an Andere.
BM: Es gibt viele kleine Stiftungen und Vereine, die gerade in Corona Zeiten große Schwierigkeiten haben Spendengelder generieren zu können. Meinst Du, dass Prominente und Testimonials eine Hilfe sein können?
FF: Ja, das glaube ich. Wenn Du keine bekannten Unterstützer hast, ist es schwierig die Aufmerksamkeit zu erhalten die man benötigt. Ich bewundere alle Vereine und Stiftungen sehr, die ohne prominente Unterstützung etwas aufbauen, daran arbeiten und aktiv sind. Ich weiß, wie schwer das ist ohne Öffentlichkeit und ohne Unterstützung. Ich verdanke den Erfolg vielen Prominenten, Freunden und Unterstützer, ohne sie wäre das alles nicht möglich.
BM:Es gibt viele junge Menschen und eine neue Generation, die die Welt besser machen möchten. Sie wollen etwas aufbauen und sich engagieren. Es gibt auch das Thema des Social Impact Investing und ganz neue Möglichkeiten. Im digitalen Bereich muss man den jungen Menschen keine Tipps geben, das ist kein Thema.
Persönliche Kommunikation und analoge Systeme, fallen oft nicht leicht und sind manchmal geradezu einfallslos. Hast Du einen Tipp für eine gelungene Kombination zwischen digitalen Systemen und Welten und einer persönlichen Kommunikation? Was kann man aus Deiner Welt mitnehmen in die digitale Kommunikation und Spendenwerbung.
FF: Das Wichtigste ist sicher Kritikfähigkeit und Offenheit für Neues. Empathie ist selbstverständlich. Offenheit für kritische Stimmen ist ein wichtiges Thema. Besser einmal eine Niederlage erleben, als sich dauerhaft zu verbiegen. Niederlagen machen stärker. Keine Angst vor Fehlern, man wächst daran.
BM: Wie viel Kritik hast Du einstecken müssen?
FF: Ich habe eine Menge Kritik erfahren. Ich habe die Fehler aber nicht automatisch bei den anderen gesucht. Ich habe oft über Kritik nachgedacht, bin in mich gegangen und habe es angenommen, wenn es sinnvoll war. Das ist eine der wichtigsten Tipps von mir. Ehrlich zu sich selber sein.
Kritiker sind oft die besten Freunde.
BM: Würdest Du alles wieder genauso machen?
FF: Ach Tina, das ist eine Frage. Ich habe in den vielen Jahren auch viele Fehler gemacht und ich glaube ich würde sie alle wieder machen.
Die Frage kann ich Dir gar nicht ehrlich beantworten. In der Rückschau sieht die Realität immer anders aus und mit dem heutigen Wissen, hätte man vielleicht einiges anders entschieden.
Ich habe eigentlich alles so gelebt, wie ich es wollte. Ich benötige keine Reichtümer und kein großes Haus. Ich habe helfen können, das war mir wichtig.
BM: Herzlichen Dank für Deine Zeit und das Interview, hat Spaß gemacht!
Erschienen www.stiftungsmarktplatz.eu
https://stiftungsmarktplatz.eu/blog/auch-das-produkt-gemeinnuetzigkeit-muss-verkauft-werden/